Ein Mann schreibt einen Roman – seinen ersten – und dieser wird von seinem Vater in einer Rezension gnadenlos verrissen. Die Beziehung der beiden zerbricht daran. Gabriel Santoro kann sich die Reaktion des Vaters nicht erklären. In gutem Glauben hat er die Geschichte von Sara Guterman, einer Jugendfreundin seines Vaters, erzählt. Die Gutermans, jüdische Emigranten, betrieben in den 40er Jahren ein Hotel in Bogotá, Treffpunkt der deutschen Auswandererszene, von Juden, von Unpolitischen und von Nazis. Das Leben dieser Gemeinschaft änderte sich schlagartig, als Kolumbien 1941 eine schwarze Liste einführte, mit der Sympathisanten des Nationalsozialismus erfasst werden sollten. Denunziation stand plötzlich auf der Tagesordnung, die „Informanten“ zerstörten Familien, trieben Geschäftsleute in den Ruin und auch in den Selbstmord. Dass Santoro mit dieser Geschichte ein dunkles Kapitel im Leben seines Vaters streifte, konnte er beim Schreiben des Romans nicht ahnen. Erst Jahre später kommt die Vergangenheit ans Tageslicht.
Verrat, Schuld und Verdrängung sind die zentralen Themen Juan Gabriel Vásquez‘, dessen faszinierend konstruierter Roman mit den Werken von Gabriel García Márquez verglichen wird. Und der junge Kolumbianer (Jahrgang 1973) hält diesem Vergleich auf jeder Seite stand. |